Siegfried GrothPommernbücher |
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Wappen der Familie Groth | Stadtwappen von Pollnow |
Siegfried Groth
wurde am 10. April 1932 als viertes Kind des Eisenbahn-Betriebswartes Hermann Groth und seiner Ehefrau Ida in Pollnow, Pommern, geboren. Es folgten noch zwei Geschwister, so dass die Großfamilie im Sommer 1935 in Eisenbahnwaggons kampierte, denn die Wohnräume der Familie im Bahnhofsgebäude mussten angebaut und vergrößert werden.
Durch einen Unfall, den der Junge im Alter von 4 Jahren erlitt, konnte er vorerst nicht sprechen. Seine ersten Schuljahre in der Volksschule erfuhren eine negative Prägung durch die vielen Hänseleien seiner Mitschüler wegen seines Stotterns.
Nach den ersten 4 Schuljahren wechselte Siegfried zur Bismarck-Mittelschule. Da seine pommersche Heimat unweit des damaligen "Korridors" lag, war es mit der ländlichen Ruhe auf dem pommerschen Landrücken im September 1939 vorbei. Der Polenfeldzug, der Einmarsch nach Russland machten das Grenzgebiet und die Bahnhöfe zu Drehscheiben der Truppenaufmärsche. Ein weiterer prägendes Erlebnis im Leben des Jungen war das Eintreffen der ersten Viehwaggons mit Zwangsarbeitern aus Polen und der Ukraine auf dem Bahnhof. Er erinnert sich noch heute an die "ängstlichen, verhärmten Gestalten der Frauen, Kinder und Männer, die wie Vieh aus den Waggons getrieben wurden." Noch steht ihm die Situation der verängstigten Menschen vor Augen, die von Inspektoren oder "Herrenmenschen" in braunen Parteiuniformen sortiert wurden wie auf dem Sklavenmarkt. Mit den gleichen Waggons sollte seine Familie am 26. Februar 1945, gegen 14.30 Uhr, in Richtung Ostsee als Flüchtlinge ihre pommersche Heimat verlassen.
Die russischen Truppen stießen zur gleichen Zeit vom pommerschen Landrücken aus zur Ostsee vor und kesselten somit das restliche Gebiet ein (Kessel von Danzig). Der Familie gelang es am 14. März 1945 von Gotenhafen mit dem Artillerieschulboot "Fuchs" zu fliehen. Als am Montag, dem 19.3.1945, Kriegsschiffe im Hafen von Warnemünde anlegten, waren sie gerettet. Der Vater wurde noch zum Volkssturm eingezogen, aber im Januar 1946 war die Familie wieder vereint. Es folgten die harten Nachkriegsjahre, aber da sie auf dem Dorf in Ostfriesland bei einem Bauern untergekommen waren und dort auch arbeiteten, waren sie vorerst versorgt.
Der Flüchtlingsjunge absolvierte eine Schuhmacherlehre. Es folgte die Währungsreform 1948 und Siegfried verließ mit dem Fahrrad und einem "Persilkarton" das Land am Wasser und fuhr ins Ruhrgebiet, wo er eine Umschulung zum Maurer absolvierte. Darauf folgte im Winterhalbjahr unter Tage die Beschäftigung als Grubenmaurer. Während dieser Zeit befasste er sich mit dem Gedanken, das Erlebte und die Suche nach seinem polnischen Freund, der Jude war, schriftlich festzuhalten. Bei seinen Recherchen im Ostblock kam es zu vielen interessanten Erlebnissen, und es entstand das Manuskript zu dem Buch "Verwehte Spuren".
In seiner Freizeit schloss er sich einem Boxclub an und wurde ein guter Mittelgewichtsboxer. Noch einmal schlug er eine neue Berufslaufbahn ein, einige Gönner ermöglichten ihm die Aufnahme bei der Polizei, wo er im April 1955 seine dreijährige Ausbildung begann. Nach 6 Jahren im Einzeldienst "auf der Straße" nahm er 1963 seine Tätigkeit bei der Kriminalpolizei auf.
Zur Eheschließung musste er damals noch die Erlaubnis seiner vorgesetzten Dienststelle einholen. Wegen guter Führung "durfte" er dann im Oktober 1956 seine Frau Elfriede heiraten, gemeinsam mit ihr drei Kinder großziehen und sich heute über 7 Enkeltöchter freuen.
Sein Dienst bei der Fahndung nach Straftätern und seine persönlichen Erfahrungen in der "verdeckten Ermittlungstätigkeit" hinterließen natürlich Spuren. Dieses Spannungsfeld wurde mehr und mehr durch Alkoholkonsum gelöst, seine Ermittlungserfolge als "Fahnder im Ruhrpott" trieben ihn in ein exzessives Umfeld. Den folgenden Leidensdruck eines Alkoholikers und seinen Weg aus der Abhängigkeit in die Freiheit beschreibt der Autor in seinem Buch "Der blaue Fuchs".
Nach einer sehr ehrlichen "Inventur" seiner dienstlichen und gesellschaftlichen Lebensführung durfte er den Irrweg in seiner pausenlosen Betriebsamkeit erkennen. Hier machte er die erfolgreichste Kehrtwendung seines Lebens. Er fand Hilfe und Begleitung sowie eine geistliche Heimat im Blauen Kreuz in Lüdenscheid, wurde regelmäßiger Gast im alkoholfreien Café EXTRA DRY des Blauen Kreuzes und lebt heute abstinent und dankbar im tätigen Ruhestand.
Während der Phase der neu entdeckten Freiheit wurde Siegfried Groth verstärkt an seine pommersche Heimat erinnert. Die unbeschwerte Kindheit, der Jugendfreund "Bogusch" - private, fast kriminalistische Ermittlungen nahm er auf, um diesen Freund wieder zu finden. Er nutzte auch dienstliche Möglichkeiten aus, um selbst im damaligen Ostblock nach dem Gespielen aus Kindertagen zu suchen - leider vergebens. Die Erlebnisse und Erfahrungen während seiner Suche lieferten ihm den Stoff für das bereits angefangene Manuskript "Verwehte Spuren".
Die schönste Bestimmung eines "Buchschreibers" ist, den Reichtum an schönen Erinnerungen, angereichert mit Liebe zur Heimaterde und Freude an Kontakten und Begegnungen, weiterzugeben an andere Menschen.
Auf diese Weise beflügelt zum Schreiben, zum "Festhalten" seiner Lebensgeschichte - ist es auch die stets vorhandene Zuneigung und Liebe zur Heimat, zu den Menschen von damals, wie dem Amtsgerichtsrat Berthold und der nichtarischen "Laura", zu dem kleinen Städtchen auf dem pommerschen Landrücken, die ihm den Stoff für das Buch "das Rosenfest" lieferten.
Aus tiefer Dankbarkeit erwähnt der Autor, dass er "zum Lobe Gottes" ungezählten Einladungen gefolgt sei (und es noch heute tut), um zeugnishaft von der Gnade Gottes zu berichten, die ihn seit nunmehr 36 Jahren frei von alkoholischen Zwängen leben lässt.
Niedergeschrieben im Dezember 2007